75 Jahre Volkschor "Die ersten 10 Jahre Vereinsarbeit"
in diesem Beitrag werde ich auf die Umstände und Gegebenheiten, die sich um das Gründungsjahr und die ersten Jahre unseres Vereines in unserem Ort abspielten, etwas näher eingehen, um damit auch die Arbeit und den Mut der damaligen Gründungsmitglieder und auch die Entschlossenheit der ersten Chorsängerinnen und Chorsänger zu würdigen. Denn sie waren es, die das kulturelle Leben in Hennickendorf wieder zum Leben erweckten und etwas Freude in die schwere Nachkriegszeit brachten.
In einem Bericht eines ehemaligen Hennickendorfer, der in der bereits erwähnten Broschüre „Hennickendorf am Stienitzsee 1367-2002“ abgedruckt ist können wir lesen, was sich in der zweiten Hälfte des April im Jahre 1945 abgespielt hat.
Im Mai 1945 war die sowjetische Besatzung in Hennickendorf auf 3000 Soldaten angestiegen und erst im Juli kam es zum Abzug der in Hennickendorf stationierten Truppenteile. Es ist erstaunlich, dass sich bereits nach so kurzer Zeit einige Unverdrossene mit der Gründung eines Gesangsvereines beschäftigten. Denn bereits im Februar des Folgejahres, gründete sich der Volkschor Hennickendorf. Und wie ich aus einigen Dokumenten herausgelesen habe, fanden sich bereits in den ersten Märztagen des Jahres 1946 die ersten Sänger in der Gaststätte Bahnhof Hennickendorf zusammen und es erklangen unter der Leitung von Herrn Georg Hellriegel: „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Im schönsten Wiesengrunde“.
Auch Frau Wolter ging in ihrer Rede zu unserem 70-jährigem Jubiläum auf die damaligen Umstände in Hennickendorf ein und ich darf aus ihrem Beitrag einige Schwerpunkte zitieren: „Die Baracke auf dem Schulhof sollte gebaut werden. Es fehlte Brennmaterial für die med. Badeanstalt und auch für die Arztpraxis. Zur Sicherheit der Bevölkerung wurden Nachtwächter eingestellt und die Versorgung der Bevölkerung war bei weitem nicht abgesichert. Und in dieser Situation kommen Menschen daher die gemeinsam singen wollen.“
Die ersten Proben des neu gegründeten Chores fanden dann in der Gaststätte Friedenseiche statt. Der Wirt Herr Bartnik, spendierte Schmalzstullen und nach der Probe saß man noch lange beim Bier und Kartenspiel. Aber die Anfangsjahre waren bei weiten nicht so einfach wie sich es anhört, denn durch die Kriegswirren ging alles vorhandene Notenmaterial und vieles mehr verloren. Daher mussten die ersten Lieder ohne Noten eingeübt werden. Eine Aufgabe für Herrn Georg Hellriegel, um die er bestimmt nicht zu beneiden war. Aber auch von allen Sängerinnen und Sängern verlangte es doch höchste Konzentration beim Noten schreiben und beim erlernen der Texte und Stimmlagen. Aber es waren nicht die einzigen Schwierigkeiten mit denen sich die Ersten Aktiven herumschlagen mussten. Wie mir die Tochter des 1. Dirigenten und Chorleiters Herr Georg Hellriegel berichtete, hatte er nicht nur viel Arbeit mit dem Noten schreiben. Auch musste er, wie in meinem ersten Beitrag bereits geschildert, alle Lieder, die geprobt werden sollten, beim „Kreisvolksbildungsamt“ und bei der „örtlichen sowjetischen Kommandantur“ zur Genehmigung einreichen. Ein sehr hoher bürokratischer Aufwand, der mit vielen Formalitäten und nur mit unermüdlichem Fleiß zu bewältigen war. Denn nicht alle eingereichten Texte und Melodien wurden auch von den Behörden genehmigt.
Über den Verbleib der Noten gibt es leider keine konkreten Hinweise bis auf eine Andeutung in einem Gedicht was zum 10-jährigen Bestehen des Volkschores im Jahre 1956 vorgetragen wurde.
Hier ein kleiner Auszug mit der Textzeile die eventuell auf den Verbleib der Notenblätter hinweist:
Wer der Verfasser dieser Zeilen ist, ist uns leider nicht bekannt. Ich finde es jedoch sehr interessant, denn wir erfahren:
1. ein wenig über die Stimmung unter den damaligen Sängerinnen und Sängern („… Wenn auch damals mancher alte, wackre Sänger abseits stand …“) und
2. geben die Zeilen, wie oben schon vermerkt einen Hinweis über den Verbleib der Noten ( .. dass beim Zigaretten drehen …“).
Wenn ich die Zeilen richtig verstehe, haben sich die Noten durch die unsachgemäße Verwendung, buchstäblich in Luft aufgelöst.
Aber es beweist einmal mehr mit welchem Eifer und Ausdauer alle Mitglieder an dieser Aufgabe arbeiteten. Und bereits am 12.Oktober des Gründungsjahres 1946 fand das erste Konzert in der Gaststätte „Frischer Wind“, später das ehemalige Kulturhaus, statt.
Nach 3 erfolgreichen Jahren seines Wirkens musste der 1. Chorleiter Herr Georg
Hellriegel aus gesundheitlichen Gründen den Dirigentenstab an Herrn Lorenz (langjähriger Lehrer an der Schule Hennickendorf) übergeben. Hier noch einmal unser ausdrücklicher Dank und unsere Würdigung seiner Verdienste und Leistungen in den ersten entscheidenden Jahren des Volkschores Hennickendorf.
Bereits 4 Jahre später, am 09. August 1953, konnte der Volkschor Hennickendorf beim Sängerwettstreit in Buckow den 1. Platz von 21 teilnehmenden Chören belegen.
Hier noch zwei Aufnahmen aus dem Konzert anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Volkschores. Aufnahmen, aus dem ehemaligen Haus der Ziegler, Heute Turbinenhalle.
Und wie sie sehen, war die damals bestehende Hennickendorfer Musikgruppe immer dabei
Aber dazu dann in der nächsten Ausgabe mehr.
Bis dahin.
Bleiben Sie uns gewogen,
bleiben Sie interessiert
und bleiben Sie gesund.
Heinz-Georg Rohrberg
Im Auftrag des Volkschores Hennickendorf
Bild zur Meldung: 75 Jahre Volkschor "Die ersten 10 Jahre Vereinsarbeit"