Die Zeit bis 1989
Liebe Hennickendorferinnen und Hennickendorfer,
Liebe Freunde des Volkschores,
Die ersten Jahre der Gründung und Findung im Verein waren abgeschlossen. Die ersten Erfolge waren dokumentiert. Jetzt ging es daran die erarbeitete Position zu festigen und auszubauen. An Ideen und deren Durchführung mangelte es nicht. Beim Sichten der im Museum gelagerten Unterlagen, habe ich mich gefragt:
Wann hatten die damaligen Aktiven Zeit für ihr Privates?
Wer sich aktiv an der Organisation des gesellschaftlichen Lebens beteiligt, weis, mit welchem Aufwand die Vorbereitung und Durchführung von Festlichkeiten in der Gemeinde verbunden sind. Daher meine Hochachtung vor der Leistung der Akteure. Ich denke, dass ich damit auch im Namen aller Leserinnen und Leser dieser Zeitung spreche.
Aber es war nicht nur der Chor allein, der sich um die Kultur in unserem Ort verdient gemacht hat. Bereits einige Jahre nach der Gründung des Volkschores bildete sich eine Musikgruppe unter der Leitung von Gerhard Döppner und etwas später wiederum daraus ein Streichorchester und danach dann das Blasorchester.
Der Chor die Musikgruppe wie auch das Streichorchester und das daraus entstandene Blasorchester waren fest miteinander verbunden durch gemeinsame Auftritte und Veranstaltungen.
Foto aus dem Archiv des Volkschores „Die Musikgruppe in ihren Anfängen
Vorn von links: Gerhard Döppner, Willy Wendt, Arnold Lojak
Hinten von links: Günter Wall, Jörg Lorenz, Richard Michalsky, Alfred Böhm, Christa Böhm, Günter Haupt, Wolfgang Dreher
Ihr erster großer Auftritt war 1954 zu einem Musikabend in der Gaststätte „Frischer Wind“, gemeinsam mit dem Volkschor. Ein großer Erfolg, der durch Sponsoring, wie wir heute sagen würden, von Musikinstrumenten der staatlichen Organe honoriert wurde.
Zum 10-jährigen Jubiläum des Chores (1956) gab es eine große Veranstaltung mit Blasorchester, Männerchor, Frauen- und gemischten Chor und weiteren 8 geladenen Chören und einem Festumzug mit zünftiger Marschmusik wie uns die Unterlagen berichten.
Die Chorarbeit war aber nicht allein Männersache. Es fanden sich auch immer wieder engagierte Frauen, die an der Gestaltung der Programme mitwirkten. Und so gründete sich bereits 1957 unter Leitung von Ulla Döppner eine Tanzgruppe. Legendär ihre Auftritte und Aufführungen. Hier eine Aufnahme aus dem Jahre 1962. Einige der hier abgebildeten Tänzerinnen, sind heute noch im Chor aktiv.
Foto aus dem Archiv des Volkschores
Aber es war immer noch nicht alles was der Volkschor zu bieten hatte. Die Konzerte und viele Veranstaltungen, die vom Chor organisiert wurden, wurden zusätzlich durch humoristische Beiträge und kurze Theatersketsche aufgelockert.
Hier stellvertretend für die vielen humoristischen Einlagen eine Aufnahme aus den in den Jahren 1946-1951 Sketsch „Die Gerichtssitzung“.
Wir sehen Paul Döppner und Walter Mühlan.
Foto aus dem Archiv des Volkschores
Hier ist es auch angebracht noch ein paar Worte über Herrn Walter Mühlan anzumerken. Herr Mühlan wird in den offiziellen Unterlagen kaum erwähnt und doch war er einer der Aktiven die maßgeblich für die Organisation im Verein Verantwortung trug. Auch darf seine Arbeit bei der Notenbeschaffung und Vervielfältigung nicht unterschätzt werden, ich hatte ja bereits darübergeschrieben. Denn was an Notenmaterial an die Sänger ausgegeben wurde musste vorher in minutiöser Handarbeit, ähnlich wie beim Schreiben der Thora, hergestellt werden. Denn Kopierer wie Heute gab es ja noch nicht.
Man spielte oder sang vor ausverkauften Hallen. Daher war es keine Seltenheit, dass auf Grund der großen Nachfrage, einige Veranstaltungen mehrfach aufgeführt werden mussten. Dazu gehörten auch die alljährlich durchgeführten Faschingsabende.
Zu einer der besonderen Attraktionen der Konzerte und Musikabende gehörte es, dass sich die Zuschauer aus einer Liste von ca. 40 Titeln ihr Lieblingslied auswählten, dass dann auch zur Aufführung kam. Großartig!
Nicht vergessen darf ich die Solisten des Volkschores, die bei keiner Aufführung fehlen durften. Ich möchte sie hier in chronologischer Aufzählung nennen:
- Ursel Hoffmann
- Gerhard Döppner
- Hilde Lukas (heute noch aktiv als Sängerin im Sopran)
- Ilka Wolf
- Michael Döppner (heute noch aktiv als Vorstandsvorsitzender und Sänger im Bass)
Eine besondere Würdigung der künstlerischen Leistungen des Volkschores und ein großes Ereignis, an das sich viele unserer Mitglieder noch heute gern erinnern, war der 10. März 1979. Im Palast der Republik, vor 1600 Zuschauern, gaben der Volkschor und das Blasorchester unter Leitung von Gerhard Döppner ein Konzert im Hauptfoyer. Für die Organisation und Vorbereitung war maßgeblich Hans Daniel verantwortlich.
Die Mitgliederzahl belief sich damals auf 70 aktive Sängerinnen und Sänger. Zweifellos der höchste erreichte Stand an aktiven Sängerinnen und Sängern in der Vereinsgeschichte.
Eine Vielzahl von Dokumenten in Form von Programmen, Urkunden, Festreden, Fotografien Glückwunschschreiben und Geschenken der verschiedenen Institutionen wie Rat des Kreises, Kreiskabinett für Kulturarbeit, ortsansässige und auch überregionale Betriebe usw. zeugen davon zu welchem hohen Niveau sich der Volkschor hochgearbeitet hatte. Auch viele gesammelte Zeitungsartikel belegen mit welchem Aufwand und welcher Begeisterung alle dabei waren.
An dieser Stelle muss ich noch einmal auf die Ansprache von Frau Wolter zu unserem 70 Jubiläum zurückgreifen in der sie auf einige besondere Höhepunkte aufmerksam gemacht hat. Sie erzählt dort, mit welchem Eifer und Einfallsreichtum damals, mit einfachen Mitteln, große Feste organisiert und durchgeführt wurden.
Ich zitiere:
„Wenn in Hennickendorf vom Chor Fasching war, standen wir Kinder immer vor der Gaststätte „Frischer Wind“ und sahen uns die Gäste und ihre Kostüme an. So hatten auch wir unseren Spaß.“
Und an weiterer Stelle:
„Ein anderes Mal gab es einen großen Spaß, als alle Besucher einer Faschingsveranstaltung eine große Rutsche hinunterrutschen mussten, um in den Saal zu gelangen.“
Und hier noch einmal einige Personen, die durch ihr Engagement, in den bisher beschriebenen Jahren seit der Gründung, durch verantwortliche, ehrenamtliche Funktionen im Volkschor, für das Bestehen und den Erfolg des Chores maßgeblich verantwortlich waren.
- Herr Paul Kittelmann erster Vorsitzender und Gründungsverantwortlicher
- Herr Paul Döppner als 2. Vorsitzender und Gründungsmitglied
- Herr Georg Hellriegel als erster Dirigent bis 1949
- Herr Johannes Lorenz, Dirigent von 1949 bis 1959 und Ehrenchorleiter
- Frau Ulla Döppner, Gründerin und Leiterin der Tanzgruppe
- Herr Walter Mühlan musikalischer und künstlerischer Mitgestalter
- Herr Gerhard Döppner von 1959 bis 1991 1. Dirigent und Leiter der Musikgruppe
- Herr Günter Wall, 2. Dirigent seit 1959
1. Dirigent ab 1991 bis 2000
- Herr Hans Daniel, Vorstandsvorsitzender von 1962 bis 1980
- Herr Edgar Gutjahr, Vorstandsvorsitzender von 1981 bis Sept. 1991
Zum Schluss meines Beitrages noch ein paar weitere wichtige Ereignisse und Veranstaltungen im Vereinsleben.
Fasching beginnend in den 50-Jahren und Fortführung (mit Unterbrechungen) bis 2020
Winzerfest beginnend in den 50-Jahren wurde 2008 abgelöst durch Country-Abend
und seit 2013 in gleichberechtigter Zusammenarbeit mit dem HFSKS das Oktoberfest)
ab 1947 Weihnachtsfeier für die Rentner des Ortes. Wurde fortgeführt bis 1996.
1956 Das erste Pfingstkonzert. Wurde fortgeführt bis 2007
1959 Künstlerische Begleitung und Umrahmung der Jugendweihefeiern jährlich bis 1992
1969 Das erste Kaffeekonzert wird bis heute fortgesetzt und ist wie jedes Jahr ein Höhepunkt im kulturellen Leben von Hennickendorf
1986 zum 5. Mal Auszeichnung als „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“
seit 1993 Adventssingen und Turmblasen (immer am 4. Advent) auf dem Wachtelberg
seit 1997 Vorweihnachtliches Konzert in der Kirche Hennickendorf
bzw. in der Schul-Aula
Wie es in den schwierigen Jahren nach der friedlichen Revolution mit dem Volkschor weiter ging, erfahren sie dann in der nächsten Ausgabe.
Bis dahin.
Bleiben Sie uns gewogen
Bleiben Sie interessiert und
bleiben Sie gesund.
Heinz-Georg Rohrberg
Bild zur Meldung: Die Zeit bis 1989